Super Wochenende – Schildkröten begucken in Nord Zypern / Alagadi Beach

Hallo zusammen,

heute kann ich mal wieder von einem ganz besonderen Wochenende berichten. :-)
Moni hat vor ein paar Wochen bei Facebook geschrieben das sie bei einer Schildkrötenorganisation zu Besuch war und zusehen konnte wie diese ihre Eier abgelegt hat. Das hat mich natürlich sofort interessiert und es stellte sich raus das die Organisation das immer mit Touristen macht. Also habe ich sofort bei der Organisation gefragt wann sie den nächsten Termin frei haben. Nach ein paar Organisationsschwierigeiten mit meinen Freunden ging es nun dieses Wochenende endlich zum Schildkrötengucken. Und es war genau das richtige Wochenende, wie sich herausstellte.

Erst waren sie ständig ausgebucht, dann kam eine Amerikanische Delegation dazwischen und endlich konnte ich dann für das letzte Wochenende 4 Plätze für uns buchen. Ira, Chester, Michael und ich.
Samstag nach um 1 haben wir uns dann auf den Weg in den Norden gemacht. Das ist ja schon nichts besonderes mehr für uns. Den Weg kennen wir ja schon fast auswendig. :-) Nur für  Michael war es das erste mal. Er lebt nun schon 5 Jahre hier und war noch nie im Norden. Wurde also mal Zeit. :-)

Als erstes ging es zum Hafen in Girne. Erst einmal was Essen und ein schönes Efes trinken (das Nationalbier in Nord Zypern). Dabei haben wir uns dann auch gleich mit Moni getroffen, bei der wir diesmal ja nicht übernachten wollten und somit es die einzige Gelegenheit war uns mit ihr zu treffen. Ich hatte den Plan am Strand zu schlafen und nur Chester hatte sich ein Hotelzimmer gebucht, da er von der Idee nicht so begeistert war.
Am Hafen angekommen haben wir uns erst einmal was leckeres zu essen bestellt und das wichtigere: Ein kaltes Bier :-) Es war echt ein heißes Wochenende. Irgendwann kam dann auch Moni hinzu und die Plauderei ging los. Wir hatten uns ja nun schon wieder eine weile nicht mehr gesehen.

Danach sind wir dann zum Hotel und es stellte sich heraus das alle 3 ein Zimmer gebucht hatten. Das war eine kleine Überraschung. Denn was mache ich nun? Allein am Strand pennen. Hätte ich gemacht wenn es um die Ecke gewesen wäre… aber der Strand war am anderen ende und 20 km außerhalb der Stadt. Also habe ich mich doch wieder bei Moni eingebucht. Auch gut. Ich liebe Moni’s „Hotel“. Es ist immer so schön ruhig und entspannend dort. Und die Miezies habe ich ja auch schon lange nicht mehr gesehen :-)

Als dann endlich alles geplant war, haben wir uns auf den Weg zum Projekthaus gemacht. Wie gesagt, es war in der anderen Richtung und eine gute halbe Stunde zu fahren. Da wir ein bisschen rumgetrödelt haben, waren wir zu spät da. Aber jemand hat auf uns gewartet. Nach einem Besuch der Toilette ging es dann ans Auto ausräumen… und mir wurde in dem Moment irgendwie klar „Wieso hab ich so viel mitgenommen?“. Die Tasche war echt schwer und ich ahnte das es nicht um die Ecke ist. Aber egal, nun musste ich durch. Also Tasche geschnappt und ab die Post.

Und wirklich hatten wir gut 15 Minuten zu laufen. Erst den Weg zum Strand und dann am Strand noch mal ein ganzes Stück. Am Strand auch bei völliger Dunkelheit. Taschenlampen waren nicht erlaubt, da sie die Schildkröten stören könnten. Die Helfer des Projekts hatten Taschenlampen mit rotem Licht, das wohl ok sei.

Beim Camp angekommen haben wir es uns erst einmal gemütlich gemacht und ein Bier aufgekorkt. :-) Es waren schon einige Leute da. Erst dachte ich das es nur Mitglieder des Projekts sind. Später stellte sich aber heraus das noch eine Touristengruppe aus Spanien da war und ich glaube auch eine Griechische Gruppe.

Und dann hieß es warten und warten und warten. Wir hatten natürlich gut vorgesorgt und genügend Bier, Chips und sonstiges dabei. ;-)

Zwischendurch habe ich mal das Wasser mit den Füssen angetestet und es war herrlich warm. Eigentlich hatte ich ja die Idee in der Nacht Schnorcheln zu gehen und dabei vielleicht die Chance zu haben eine Schildkröte unter Wasser zu sehen. Vielleicht sogar wenn sie von der Eiablage wieder zurück ins Meer kommt. Aber es wurde mir nicht erlaubt da die Taschenlampen die Schildkröte stören könnte. Einleuchtend… aber schade. Deswegen hatte ich auch so viel  Equipment mit.

Dann, so gegen 11, kam einer der Mitarbeiter zu uns und meinte das sie eine Schildkröte gefunden haben. Nur waren gerade 2 Leute zur Toilette aufgebrochen und wir warteten noch auf sie. Dann sind wir auch hin. Unterwegs gab es noch ein paar Einweisungen… kein Blitz beim Fotografieren und Filmen, kein lauten Geräusche und nicht zu nah an die Schildkröte ran. Im Grunde nichts machen was sie stören könnte. Logisch.

Und dann sind wir am Strand nach oben gegangen und … ich habe gar nichts gesehen. Es war ja fast stock duster und irgendwo haben immer die beiden roten Taschenlampen geleuchtet. Doch dann konnte ich langsam was erkennen und dann sah ich sie. Der Moment in dem man das erste mal solch eine Schildkröte sieht ist unbeschreiblich. Ich meine ich hatte früher schon mal 2 in einem Terrarium gehabt. Die waren aber max. so 15cm lang.

Hier lag eine Schildkröte vor uns mit einer Panzerlänge von über 80cm. Sie lag in einer Kuhle die sie vorher schon gegraben hatte. Sie war einfach riesig und unbeschreiblich. Da steht man erst einmal und kriegt den Mund nicht mehr zu vor staunen.

Da liegt ein Tier das augenscheinlich sehr schwer ist und überhaupt nicht an Land gehört. Trotzdem gräbt sie sich langsam in denn Sand (diese war eigentlich schon wieder dabei ihr Loch zuzuschaufeln, wir waren nämlich schon zu spät). Man sieht es ihr an das sie müde und erschöpft ist. Sie schaufelt mit den riesigen Vorderflossen den Sand auf das Loch, in dem ihre Babies liegen. Immer ein paar mal Schaufeln, ein paar Sekunden ausruhen. Ich stand erst direkt hinter ihr und habe des Öfteren ein paar Ladungen Sand abbekommen. :-)

Dann habe ich mich an ihre Seite gestellt und dann auch ihren Kopf gesehen. Unbeschreiblich. Als wenn man 5 Millionen Jahre in der Zeit zurück reist und auf einmal ein Geschöpf dieser Zeitepoche vor sich hat.

Sie war sichtlich erschöpft und bewegte sich nur um ihre Babies mit Sand zu bedecken. Auch der Kopf bewegt sich kaum. Nur 2 mal hat sie sich umgesehen und dabei auch direkt zu mir gesehen. … Jetzt würde wieder das Wort „unbeschreiblich“ kommen… Ein anderes Wort finde ich einfach nicht. Aber wer das nicht schon mal erlebt hat, der wird kaum nachvollziehen können das ich kaum ein anderes Wort gebrauchen kann. Es ist einfach unbeschreiblich.

Sie hat mich angesehen und ich dachte „Die muss mindestens 500 Jahre alt sein.“. Außerdem konnte man in ihrem Gesicht ihre Erschöpfung erkennen. Es sah aus als wollte sie sagen „Hilf mir doch mal einer hier“.

Wenige Minuten später hat sie sich dann in Bewegung gesetzt… wieder in Richtung Meer. Naja fast… denn anstatt auf direktem Weg zum Meer, hat sie sich eher in Richtung Kraftwerk bewegt. Das Kraftwerk ist ein paar Kilometer weit weg, aber gut beleuchtet und vom Strand zu sehen. Zum Glück aber dennoch in Richtung Meer, da der Strand in einer Bucht liegt und das Kraftwerk am anderen Ende der Bucht ist.
Schildkröten folgen dem Licht, da sie denken es ist der Mond. So war es ja auch Jahrhunderte… bis der Mensch überall Lampen aufstellte. Würde mich nicht wundern wenn so einige Schildkröten nicht mehr ins Meer zurück gekommen sind, weil sie dem Licht folgten.

Aber diese hat es zum Glück gepackt und ist nach einem verlängerten Strandmarsch wieder in den Wellen verschwunden. Wir konnten sie ca. 15 Minuten in ihrem Leben begleiten. Das war echt klasse und ein paar Fotos konnte ich schießen. Da kein Blitz erlaubt war (um sie nicht zu stören oder zu irritieren) musste ich sehr lange Belichtungszeiten wählen und manuell alles einstellen (bin ich ja eigentlich kein Freund von). Da die Schildkröte aber nicht 3 Minuten stillgehalten hat, sind die meisten Fotos verschwommen. Von denen mal abgesehen bei denen ich den manuellen Fokus irgendwo auf den Mond gerichtet hab. Echt nicht einfach im dunkeln zu Fotografieren. Ohne Hilfs licht, ohne alles. Aber ein paar sind ganz ok geworden.

Dann ging es wieder zurück zum Camp. Es war ja noch nicht wirklich spät. Wir haben uns also noch ein Bier gegönnt und geschnackt und gedöst und auch kurzzeitig geschlafen :) Dann ging es auf um 3 zu und es passierte nichts mehr. Wir beschlossen unsere Sachen zu packen. Dann entdecke Ira plötzlich etwas bei den Helfern. Baby Schildkröten. Cool… und die haben nicht Bescheid gesagt :-o Aber sie waren ja auch gerade noch mit messen und registrieren der Babies beschäftigt. Was uns natürlich nicht vom zusehen und filmen abgehalten hat. Dann waren wir an der Reihe und konnten sie uns etwas näher betrachten. Es waren 3 aus dem 2 Nest dieses Jahres.  Die kleinen sind echt süß und total tollpatschig. Nicht so schwerfällig wie die große.

Nachdem wir alle fleißig „Ohh“ und „Ahh“ und „They are soooo cute“ gemacht hatten :) ging es für die kleinen in die Freiheit im großen Ozean… naja, Mittelgroßen Mittelmeer. Die Helfer setzten sie kurz vor dem Wasser aus und wir konnten zusehen wie sie darin verschwanden. … Außer eine, die wollte nicht. Sie ist immer wieder umgedreht und Richtung Strand gekrochen. Erst nach dem 3. Mal umdrehen hat sie dann auch bemerkt das sie da wohl etwas falsch macht und ist im Meer verschwunden.

Für uns ging damit dann auch eine wundervolle Nacht mit wundervollen Erfahrungen zu Ende. Wir hatten das Glück eine Schildkröten Mama zu sehen und am selben Tag die Babies einer anderen Mama, die schon vor Wochen da war.

Wir haben uns dann von einer Helferin zurück zum Parkplatz bringen lassen. Und dann sind wir auch wieder zurück. Ich bin zu Moni und die anderen 3 ins Hotel.

Hier noch etwas zum Nachdenken. Nur 1 Baby-Schildkröte erreicht das Erwachsenenalter! Eine Mutter legt pro Eiablage ca. 200 Eier ab. Das heißt nur eine Schildkröte aus min. 5 Nestern überlebt. Und das erschreckendste daran kommt jetzt…

Wir sind am nächsten Tag noch einmal nach Alagadi, zum Strand gefahren. Wir wollten unsere Spende zum Project bringen, Micheal wollte noch ein Shirt vom Projekt kaufen und wir wollten den Strand auch mal am Tag sehen.

Turtle ProjectIm Projekt-Stützpunkt war noch alles ruhig. Die meisten Helfer werden wohl noch geschlafen haben. Aber das Büro war schon besetzt und so haben wir der netten, jungen Dame ( :) ) unsere Spende übergeben und noch ein bisschen mit ihr erzählt und Micheal hat auch noch sein Shirt bekommen… bzw. gleich 2. :)

Dann sind wir zum Strand und uns hat der Schlag getroffen. Der war sowas von überfüllt mit Leuten. Die Touristen und Einheimischen saßen quasi direkt neben, zwischen, hinter und vor den Nestern der Schildkröten. Würden die Helfer diese nicht mit weißen Plastikhauben abdecken, dann würden die Leute auch noch drauf sitzen. Und es würde mich nicht wundern wenn irgendwelche Kids (oder gar Erwachsene) darin rumbuddeln.
Das war echt schockierend. Aber die Leute des Projekts können nichts machen. Der Strand ist öffentlich und dazu in der Region auch noch sehr beliebt. :-(

Abschließend möchte ich noch jedem, der mal Nord Zypern besuchen möchte und das in der Zeit von Juni bis September, ans Herz legen das mal mit zu machen. Erstens ist es ein echt fantastisches Erlebnis und zweitens braucht das Cyprus Turtle Project wirklich jede Hilfe. Das Projekt wird nur aus Spenden finanziert. Aber hier gibt man nicht nur Geld, hier bekommt man auch ein einmaliges Erlebnis geboten. Manche gucken sich eine scheiß Film im Kino für 15 Euro an. Hier gibt es unbezahlbares real life! Ich weiß das dass jetzt wie schnöde Werbesprache klingt, aber ich habe das Projekt-Haus gesehen und das Unterwasserleben liegt mir sowieso sehr am Herzen. Zudem sind diese Schildkröten stark bedroht. Und wer dann noch den Trubel am Tag an dem Strand erlebt hat, der wird mich vielleicht verstehen.

Ich für meinen Teil werde das Projekt nun eine Zeit lang auch mit meinem Fachwissen als Programmierer unterstützen. Ich habe nicht viel Geld (ja, ich hab trotzdem was gespendet), möchte aber trotzdem das Projekt ein wenig mehr unterstützen und werde das mit Wissen tun.

Auch bin ich gerade schon am überlegen dieses Jahr noch einmal hin zu fahren. Die Zeit der Eiablage ist eigentlich schon fast vorbei, aber die kleinen kommen jetzt vermehrt. Über 170 Nester gibt es im Moment am Strand. Die kleinen Schlüpfen noch bis September.

 

Hier noch die Kontaktinformationen zum Projekt (Anfragen bitte in Englisch). Die Leute sind sehr sehr freundlich.

Web: http://www.cyprusturtles.org
Blog: http://www.turtleprojectcyprus.blogspot.com

Und natürlich die Bilder und Videos.








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